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27 min
Date published
2025-09-23

Expanding into Czechia: E-Commerce Opportunities

Stellen Sie sich einen Markt vor, in dem neun von zehn Menschen online sind, der E-Commerce trotz globaler Unsicherheiten stetig wächst – und in dem lokale Stars wie Alza.cz und Heureka.cz den Ton angeben. Tschechien ist ein solcher Markt: digitalaffin, kaufkräftig und wachstumsstark. Allein 2024 wurde hier E-Commerce-Umsatz in Höhe von 194 Mrd. CZK (ca. 7,9 Mrd. €) erzielt – 5 % mehr als im Vorjahr, und im zweiten Quartal 2025 sogar +8 % Wachstum, mit einem besonders starken Wachstum im Juni. Rund 91 % der Bevölkerung nutzen das Internet regelmäßig, ein Spitzenwert innerhalb der EU.

Interessiert? Dann wird dieser Leitfaden Ihnen Schritt für Schritt zeigen, wie Sie mit einem Online-Shop professionell in den tschechischen Markt starten.

Management-Summary:

  • Tschechien als Wachstumsmarkt: Der tschechische E-Commerce erzielt 2024 ein Volumen von rund 7,9 Mrd. € und wächst weiter mit etwa 5 % pro Jahr – einer der dynamischsten Märkte in Mittel- und Osteuropa.

  • Hohe Online-Affinität: 82 % der Tschech:innen stöbern wöchentlich in Online-Shops, 46 % kaufen mindestens einmal pro Woche ein. Rund 34 % bestellen regelmäßig im Ausland, vor allem in Deutschland.

  • Besonderheiten im Kaufverhalten: Starke Preissensibilität, hohe Erwartungen an schnelle Lieferung und transparente Kosten. Beliebte Lieferoptionen sind Paketshops und Packstationen; 68 % würden die Lieferadresse nachträglich ändern, wenn sie nicht zu Hause sind.

  • Lokale Plattformen zählen: Neben Google (ca. 82 % Marktanteil) bleibt Seznam.cz mit rund 12 % relevant. Vergleichsportale wie Heureka.cz und Marktplätze wie Alza.cz sind für Reichweite und Vertrauen unverzichtbar.

  • „Made in Germany“ als Vertrauensbonus: Deutsche Produkte genießen hohes Ansehen und stehen in Tschechien für Qualität und Zuverlässigkeit – ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für deutsche Anbieter.

  • Erfolgsfaktoren für die Expansion:

    • Lokalisierung weit über Übersetzung hinaus (Sprache, Währung, Zahlungsmethoden, Service).

    • Transparente Lieferbedingungen & faire Preise, um Kaufabbrüche zu vermeiden.

    • Social Proof durch Bewertungen und Gütesiegel als zentrales Vertrauenselement.

    • Flexibilität & iterative Anpassung nach dem Markteintritt.

  • Praxisbeispiel About You: Der deutsche Fashion-Onlinehändler erreichte bereits im ersten Jahr nach dem Launch von aboutyou.cz über 1 Mio. Bestellungen – dank starker Lokalisierung, groß angelegter Marketingkampagne und konsequenter Kundenorientierung.

  • Expertenrat aus der Praxis: Deutsche Unternehmen sollten mit einer fundierten Marktanalyse starten, auf lokale Konsumgewohnheiten eingehen und schrittweise Prozesse optimieren, statt zu Beginn eine perfekte Lösung anzustreben.

Tschechien: nah, digital, wachstumsstark

„Tschechien ist insgesamt ein sehr interessanter Markt. Besonders ‚Made in Germany‘ genießt hier einen ausgezeichneten Ruf. Seit der Covid-Pandemie wächst der tschechische E-Commerce stetig – er zählt heute zu den am schnellsten wachsenden Online-Märkten Europas, was ihn sehr spannend macht.“
Milan Fiala, going.international

Tschechien gehört zu den dynamischsten E-Commerce-Märkten in Mittel- und Osteuropa – und bietet deutschen Unternehmen einen attraktiven Einstieg in die internationale Expansion.

Bereits 91 % der Bevölkerung nutzen das Internet. Die Tschechen haben mehr Budget für das Online-Shoppen und die Bequemlichkeit von Online-Shops wird immer mehr geschätzt und wahrgenommen. Der Staat hat es sich außerdem als Aufgabe gemacht, den E-Commerce weiterhin zu stärken.

Besonders spannend: Anders als in Deutschland dominiert hier nicht Amazon, sondern lokale Player wie Alza.cz – mit einem Jahresumsatz von über 45 Mrd. CZK (ca. 1,8 Mrd. €). Zudem spielen Vergleichsportale wie Heureka.cz für Kaufentscheidungen eine zentrale Rolle. Hinzu kommen Besonderheiten im Kaufverhalten: Nachnahme (Barzahlung bei Lieferung) ist nach wie vor weit verbreitet, während gleichzeitig moderne Zahlungsmethoden wie Apple Pay oder Google Pay rasant zulegen.

Für deutsche Firmen bedeutet dies: Tschechien ist nah, digitalaffin und wachstumsstark – aber der Markt folgt eigenen Spielregeln. Ein erfolgreicher Markteintritt über einen Online-Shop erfordert daher nicht nur Sprach- und Währungsanpassungen, sondern auch ein klares Verständnis für lokale Konsumgewohnheiten, Marketingkanäle und Logistiklösungen wie Zásilkovna, das populäre Abholstellen-Netzwerk.

Tschechien als E-Commerce Hotspot

Jedes Land hat seine Eigenheiten – und auch Tschechien bildet hier keine Ausnahme. Wer mit einem Online-Shop erfolgreich in diesen Markt eintreten möchte, sollte die typischen Konsumgewohnheiten, Plattformen und technischen Anforderungen genau kennen. Denn während die hohe Internetdurchdringung und das stetige Wachstum des Onlinehandels vielversprechend sind, entscheidet am Ende die Anpassung an die lokalen Besonderheiten über den Erfolg.

Kaufverhalten: Preisbewusst und anspruchsvoll

Tschechische Kundinnen und Kunden vergleichen sehr intensiv, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist unverzichtbar, ebenso wie eine schnelle und transparente Lieferung. Dafür sind Verbraucher durchaus bereit, einen etwas höheren Preis zu zahlen – Hauptsache, die Ware kommt zuverlässig und ohne Zusatzkosten an. Lange Lieferzeiten oder versteckte Gebühren führen dagegen schnell zu Kaufabbrüchen. Daher sollte darauf geachtet werden, zusätzliche Kosten wie z.B Versandkosten transparent aufzuführen.

Dass Qualität und Service honoriert werden, zeigen aktuelle Zahlen: 96,3 % der Onlinekäufer bewerteten ihre Einkaufserfahrungen 2024 positiv. Der durchschnittliche Bestellwert lag im vierten Quartal bei 1.333 CZK (ca. 54 €) – etwas niedriger als im Vorjahr. Dies weist darauf hin, dass neben Elektronik zunehmend auch alltägliche, preisgünstigere Produkte online gekauft werden, welche den Durchschnitt sinken lassen.

Bei den Zahlungsmethoden dominiert nach wie vor Bargeld bzw. Nachnahme, dicht gefolgt von Banküberweisungen. Doch es zeigen sich Veränderungen: „Buy now, pay later“-Modelle werden in Tschechien immer beliebter, insbesondere im Mode- und Elektroniksegment. Im Hinblick auf die Marktstruktur ist B2C mit rund 72 % der Online-Shops klar führend, während C2C zwar kleiner ist, aber mit einer CAGR von 6,5 % bis 2030 wird Wachstum erwartet.

Vergleichsportale und Marktplätze als Schlüssel zum Erfolg

Im Unterschied zu Deutschland, wo Amazon dominiert, sind in Tschechien andere Player entscheidend. Das Preisvergleichsportal Heureka.cz ist für Verbraucher die wichtigste Anlaufstelle – ohne Präsenz dort sinkt die Sichtbarkeit erheblich. Tschechen sind um einiges preissensitiver als deutsche Kunden. 62% der tschechischen Kunden haben einen Newsletter abonniert, um Rabatte und Aktionen nicht zu verpassen. Auch das Vertrauenssiegel von Heureka oder dem Branchenverband APEK steigern die Kaufbereitschaft signifikant.

Gleichzeitig ist Alza.cz mit einem Jahresumsatz von über 45 Mrd. CZK (ca. 1,8 Mrd. €) das „Amazon Tschechiens”. Für deutsche Unternehmen bedeutet das: Eine kluge Strategie kombiniert eigenen Online-Shop, Plattformpräsenz und Vergleichsportale, um Reichweite und Vertrauen zu gewinnen.

„In Tschechien gibt es viele Online-Shops, und die Kundenerwartungen an Geschwindigkeit und Service sind hoch. Alza.cz etwa liefert teils noch am selben Tag – auch samstags. Das setzt den Standard für den ganzen Markt. Alza hat sich ohne große externe Investoren, nur mit Bankfinanzierung, zu einem profitablen Marktführer entwickelt. Das ist beeindruckend und treibt den Wettbewerb an. Wettbewerber von Alza haben dies zum Beispiel nicht geschafft und machen jedes Jahr Verluste.“
Milan Fiala, going.international

Mobile Commerce auf dem Vormarsch

Der tschechische Onlinehandel ist stark mobil geprägt. Bereits 63 % aller Käufe erfolgen über Smartphones, und mit einer 5G-Abdeckung von 94,6 % der Haushalte nimmt dieser Trend weiter Fahrt auf. Prognosen gehen von einem jährlichen Wachstum (CAGR) von 7,1 % bis 2030 aus. Für Anbieter ist ein mobil optimierter Shop daher Pflicht: schnelle Ladezeiten, intuitive Bedienung und die Integration gängiger mobiler Zahlungsmethoden wie Apple Pay oder Google Pay sind Standard.

Trends und Wachstumssegmente

Die Nachfrage verschiebt sich zunehmend in spannende Nischen. Laut Heureka verzeichneten 2024 Fahrradhosen (+694 %), Solarkits (+604 %) und Kindergartenmöbel (+562 %) die höchsten Wachstumsraten, während klassische Kategorien wie Soda-Maker-Zubehör (–86 %) oder Hochzeitskleider (–79 %) stark an Bedeutung verloren.

Auch die Verteilung nach Shop-Segmenten zeigt klare Schwerpunkte: Bekleidung ist aktuell die häufigste Warengruppe, dicht gefolgt von Haus- und Gartenartikeln. Zusammen machen diese Segmente 22,75 % der Shops aus und generierten 28 % der gesamten E-Commerce-Umsätze.

Diese Dynamik zeigt: Wer den Markt ernst nimmt, muss Trends regelmäßig monitoren und flexibel reagieren.

Wichtig ist auch die Plattform, auf der die Online-Shops laufen. In Tschechien ist die meistgenutzte Plattform mit ca. 37% “Custom Cart” und mit 24% “Shoptet”. Für neue Marktteilnehmer ist dies ein Hinweis darauf, welche Systeme sich bewährt haben und welches Ökosystem sie beim Einstieg berücksichtigen sollten.

Die Tschechinnen und Tschechen zählen zu den aktivsten Online-Shoppern Europas. 82 % gaben 2024 an, mindestens einmal pro Woche in Online-Shops zu stöbern, und 46 % kaufen tatsächlich so häufig ein.

Auch grenzüberschreitendes Einkaufen ist beliebt: 34 % der Verbraucher bestellen regelmäßig Waren aus Deutschland – häufig, weil dort günstigere Preise, eine größere Produktauswahl oder Artikel zu finden sind, die in Tschechien gar nicht erhältlich sind. 45 % würden noch häufiger im Ausland bestellen, wenn kostenlose und unkomplizierte Rücksendungen angeboten würden.

Bei der Wahl der Liefermethode zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Etwa ein Drittel bevorzugt die Zustellung an die eigene Adresse, ein weiteres Drittel lässt sich Pakete am liebsten an eine Packstation schicken, und das letzte Drittel wählt einen Paketshop. Flexibilität ist den Kund:innen dabei besonders wichtig: 68 % würden die Lieferadresse nachträglich ändern – etwa auf einen Paketshop –, wenn sie merken, dass sie zum geplanten Liefertermin nicht zu Hause sind.

Auch beim Endgerät für den Online-Einkauf gibt es klare Trends: Rund die Hälfte der Käufer nutzt Laptop oder Desktop-PC, während etwa ein Drittel ausschließlich per Smartphone einkauft. Für Händler bedeutet das: ein Online-Shop muss auf Desktop wie auf mobilen Endgeräten gleichermaßen einwandfrei funktionieren, um die Kundschaft nicht zu verlieren.

Am Ende gitl: „[Es gibt nicht immer “die eine Maßnahme”]. Das ist immer branchen- und firmenspezifisch. Es gibt keine ‚eine Maßnahme‘, die immer wirkt. Wichtig ist, dass nach einer gründlichen Analyse flexibel improvisiert wird. Besonders im osteuropäischen Raum, wo auch Tschechien dazu zählt, ist Improvisation gefragt. Da helfen die deutschen Strategien und Prozesse am Anfang nur bedingt. Man sollte offen für andere Taktiken und andere Methoden sein und nicht an alten Methoden festhalten.“
Milan Fiala, going.international

Schritt für Schritt zur digitalen Expansion

Marktanalyse & Wettbewerb verstehen

Der erste Schritt ist eine gründliche Marktanalyse. Tschechien gilt mit einem prognostizierten Marktvolumen von 8,03 Mrd. USD im Jahr 2025 als einer der wachstumsstarken E-Commerce-Märkte in der EU, mit einem erwarteten CAGR von rund 5 % bis 2030.


Besonders stark vertreten sind die Segmente Mode, Haus & Garten sowie Elektronik – allein Mode- und Haushaltswaren-Shops machen 22,75 % aller tschechischen Online-Shops aus und erwirtschaften zusammen 28 % des Umsatzes.


Deutsche Unternehmen profitieren vom positiven Markenimage: Produkte „Made in Germany“ genießen in Tschechien hohes Vertrauen. Gleichzeitig sind lokale Wettbewerber wie Alza.cz, Mall.cz und Rohlik.cz ernst zu nehmende Konkurrenten. Wer expandieren möchte, sollte daher frühzeitig prüfen, wie das eigene Angebot im Vergleich positioniert ist.

Lokalisierung – mehr als Übersetzung

Eine reine Sprachversion reicht nicht aus. Erfolgreich sind Shops, die auf kulturelle Nuancen eingehen. Dazu gehören:

  • Sprachliche Anpassung: Tschechisch ist Pflicht – maschinelle Übersetzungen wirken unprofessionell.

  • Währung & Preise: Verbraucher erwarten Preise in CZK, inklusive transparenter Versandkosten.

  • Vertrauenssignale: Zertifikate wie „Heureka Verified Shop“ oder Gütesiegel von APEK erhöhen die Kaufbereitschaft deutlich.

Zahlungsmethoden: Noch dominiert Nachnahme, doch „Buy now, pay later“-Modelle und Mobile Payments wie Apple Pay gewinnen an Bedeutung.

„Wenn man die lokalen Rahmenbedingungen beachtet – etwa die große Bedeutung der Nachnahme – und zuvor eine fundierte Marktanalyse durchführt, können deutsche Unternehmen auch ohne lokale Niederlassung erfolgreich Fuß fassen.“
Milan Fiala, going.international

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Recht & Steuern auf einen Blick

Tschechien ist Teil des EU-Binnenmarktes, was die Expansion für deutsche Firmen erleichtert. Dennoch gibt es einige Besonderheiten:

  • Mehrwertsteuer (VAT): Für grenzüberschreitende Verkäufe greift die EU-OSS-Regelung. Die nationale Umsatzsteuer beträgt 21 % Standardsatz. EU-weit gilt dabei eine Umsatzgrenze von 10 000 € pro Jahr. Wenn Sie diesen Schwellenwert überschreiten, ist eine Registrierung zwingend erforderlich. Alternativ bietet sich die Nutzung des OSS-Portals an. Seit dem 1. Januar 2025 gelten in Tschechien geänderte Umsatzgrenzen für die VAT-Registrierung: Unternehmer müssen sich registrieren, sobald ihr Umsatz über 2 Mio. CZK im Vorjahr oder über 2 536 500 CZK innerhalb eines Jahres liegt. Damit fällt die bislang geltende Kleinunternehmerregelung weg – ein wichtiger Hinweis besonders für B2C-Händler.

  • Für Unternehmen ohne lokal ansässige Niederlassung gilt außerdem: Wer als Nicht-Ansässiger Waren oder Dienstleistungen in Tschechien anbietet, kann über das OSS oder speziell über das Import OSS (IOSS) auch Drittlandslieferungen (Waren < 150 €) unkompliziert verzollen und besteuern.

  • Verbraucherschutz: Tschechien setzt EU-Richtlinien wie die E-Commerce Directive (2000/31/EC) und die Consumer Rights Directive (2011/83/EU) umfassend um. Betreiber müssen:

Klare AGBs, Widerrufsbelehrung, Preise inkl. Steuern & Versandkosten, Cookies, Kontaktinformationen bereitstellen.

  • Ein Widerrufsrecht von mindestens 14 Tagen ohne Angabe von Gründen gewähren.

  • Sicherheitsstandards wie TLS/SSL und DSGVO-konforme Datenschutzerklärungen einhalten.

Online Marketing clever einsetzen

In Tschechien funktioniert digitales Marketing etwas anders als in Deutschland:

Suchmaschinen: Neben Google spielt Seznam.cz weiterhin eine wichtige Rolle: Während Google mit über 80 % Marktanteil in Tschechien klar dominiert, erreichen Seznam-Suchanfragen noch etwa 12-13 % aller Suchanfragen. Das bedeutet: Für SEO und SEA-Strategien sollten beide Suchmaschinen berücksichtigt werden – Google für Reichweite, Seznam für lokale Sichtbarkeit.

  • Vergleichsportale: Heureka.cz ist für Sichtbarkeit nahezu unverzichtbar – Verbraucher nutzen es als erste Orientierung vor dem Kauf.

  • Social Media: Facebook und Instagram sind die beliebtesten Kanäle, TikTok wächst stark. Trotzdem kaufen die Tschechen am wenigsten über Social Media ein. Nur ein Drittel kauft etwas über Social Media ein.

  • Influencer-Marketing: Besonders in Mode und Kosmetik greifen viele Unternehmen auf lokale Mikro-Influencer zurück, um Reichweite aufzubauen.

Tschechische Kunden sind impulsiver – sie brauchen nicht viele Klicks bis zum Kauf. Facebook und Meta spielen hier noch eine viel größere Rolle als in Deutschland. Umgekehrt ist es eine Geldverschwendung, dort zu investieren, wo die Zielgruppe gar nicht aktiv ist. Außerdem nutzen die Menschen Seznam.cz als Suchmaschine – wer dort nicht gelistet ist, wird kaum gesehen. Und Heureka.cz ist fast Pflicht. Bei den Zahlungsarten dominiert nach wie vor die Nachnahme. Buy-now-pay-later ist deutlich weniger verbreitet als in Deutschland. Außerdem sind die Tschechen preissensitiver und erwarten regelmäßige Rabattaktionen.“
Milan Fiala, going.international

👉 Auch hier können wir Sie gezielt unterstützen, sowohl bei Marktstrategien und Analysen sowie bei Influencer-Marketing und Social Media.

Unsere Services können Sie hier ansehen.

Logistik & Fulfillment organisieren

Schnelle und günstige Lieferungen sind für tschechische Kunden kaufentscheidend. Während der durchschnittliche Bestellwert 2024 bei 1.333 CZK (ca. 54 €) lag, zeigt sich: Kunden bestellen zunehmend Alltagsprodukte und erwarten entsprechende Lieferstandards. 48% der Kunden verlassen den Warenkorb, wenn die Lieferung zu teuer ist.

Lokale Logistikpartner spielen eine zentrale Rolle:

  • Zásilkovna betreibt ein Netzwerk mit Tausenden Abholstationen und ist eine der beliebtesten Versandoptionen.

  • Für deutsche Shops ist Versand aus Deutschland möglich, sollte aber transparent hinsichtlich Kosten und Lieferzeit kommuniziert werden.

  • Wer das Marktpotenzial langfristig ausschöpfen will, kann über ein lokales Fulfillment-Center nachdenken, um Retouren und Lieferzeiten zu optimieren.


Nochmal zusammengefasst: Eine Checkliste

1. Marktanalyse starten

  • Marktvolumen & Trends prüfen

  • Wettbewerber wie Alza.cz, Mall.cz analysieren

2. Shop lokalisieren

  • Inhalte professionell ins Tschechische übersetzen

  • Preise in CZK & transparente Versandkosten

3. Vertrauen aufbauen

  • Heureka.cz & APEK-Siegel nutzen

  • Lokale Zahlungsmethoden anbieten (z. B. Nachnahme, BNPL, Apple Pay)

4. Recht & Steuern beachten

  • EU-OSS-Regelung anwenden

  • VAT-Satz: 21 %

  • Widerrufs- und Rückgaberechte einhalten

5. Online-Marketing clever einsetzen

  • SEO auf Google.cz & Seznam.cz

  • Sichtbarkeit über Heureka.cz

  • Social Media (Facebook, Instagram, TikTok) nutzen

6. Logistik optimieren

  • Kooperation mit Zásilkovna (Pick-up-Netzwerk)

  • Transparente Kommunikation zu Lieferzeiten & Kosten

  • Langfristig lokales Fulfillment prüfen

7. Trends beobachten & flexibel reagieren

  • Wachstumssegmente wie Mode, Haus & Garten, Nachhaltigkeit nutzen

  • Sortimente regelmäßig anpassen

Erfolgsfaktoren

Lokalisierung > einfache Übersetzung

Im tschechischen E-Commerce ist „Localization“ nicht nur eine sprachliche Anpassung, sondern ein strategischer Vorteil. Übersetzungen müssen kulturell treffend sein, Preise und Formate (z. B. CZK, Maßeinheiten) müssen stimmen. Vertrauen schaffen Sie zusätzlich durch lokale Gütesiegel wie „Heureka Verified Shop“ oder Mitgliedschaften beim Branchenverband APEK — beides steigert Conversion Rate und kauffördernde Glaubwürdigkeit deutlich.

Transparente Lieferbedingungen & faire Preise

Tschechische Kund:innen sind äußerst preissensibel und vergleichen intensiv. Transparenz bei Versandbedingungen und Kosten ist entscheidend: Versteckte Gebühren oder unklare Lieferzeiten führen schnell zum Warenkorb-Abbruch. Faire Preise – kombiniert mit schnellen Lieferoptionen wie Zásilkovna – sind daher zentral für Vertrauen und Kaufabschluss.

Kundenservice in Tschechisch (mind. Englisch)

Ein erstklassiger Kundensupport ist ein entscheidender Faktor: Er sollte möglichst in Tschechisch, ansonsten zumindest in Englisch verfügbar sein. Kunden erwarten klare Kommunikation, schnelle Reaktionen und Service, der den lokalen Erwartungen entspricht.

Social Proof: Bewertungen & Siegel extrem wichtig

Bewertungen, Sterne- und Gütesiegel sind in Tschechien enorm wichtig – teils stärker als in anderen europäischen Märkten. Käufer vertrauen auf Erfahrungen anderer, insbesondere auf Plattformen wie Heureka.cz, wo Bewertungen direkt in der Orientierung genutzt werden. Das Stichwort: Social Proof — ein Must-have für Ihre Markteintrittsstrategie. In einer Studie gaben 61% der Befragten an, keine Bestellung zu tätigen, wenn die Webseite keine Siegel hatte.

„Made in Germany“ – ein Qualitätssiegel

Der sogenannte Country-of-Origin-Effekt zeigt: Die Angabe „Made in Germany“ beeinflusst Konsumentenentscheidungen positiv – insbesondere in CEE-Märkten, wo deutsche Produkte für Qualität, Präzision und Langlebigkeit stehen. Für Sie bedeutet das: Setzen Sie auf deutsch-gefertigte Qualität als Differenzierungsmerkmal – ein starkes Verkaufsargument mit hoher Wirkung.

Lokalisierung ist entscheidend, aber man muss nicht versuchen, völlig ‚tschechisch‘ zu wirken. Im Gegenteil: Die Markenbotschaft „Made in Germany“ ist ein starkes Qualitätsversprechen. Ich empfehle, diesen Aspekt bewusst zu kommunizieren – zum Beispiel auf Produktseiten oder in Bannerkampagnen, online wie offline.“
Milan Fiala, going.international

Eine Case Study - About You’s Weg zum Erfolg

Wie eine erfolgreiche digitale Expansion nach Tschechien konkret aussehen kann, zeigt das Beispiel des deutschen Fashion-Onlinehändlers About You. Die Case Study verdeutlicht, welche Erfolgsfaktoren im tschechischen Markt den Unterschied machen – von konsequenter Lokalisierung bis zu einem starken Markteintrittskonzept.

Der deutsche Fashion-Onlinehändler About You zeigte eindrucksvoll, wie eine rein digitale Expansion in den tschechischen Markt gelingen kann. Am 9. Oktober 2018 startete das Unternehmen seinen lokalen Webshop aboutyou.cz und schaffte damit den Sprung von einem etablierten Player in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber im tschechischen E-Commerce.

Von Beginn an setzte About You auf eine konsequente Lokalisierung: Die Website wurde komplett auf Tschechisch umgesetzt, Preise werden in tschechischen Kronen (CZK) angezeigt und das Sortiment umfasste zum Start bereits über 70.000 Produkte von mehr als 500 internationalen Marken. Die Lokalisierung ging dabei deutlich über eine bloße Übersetzung hinaus – Größentabellen, Versandoptionen und Retourenprozesse wurden an lokale Erwartungen angepasst, um ein nahtloses Einkaufserlebnis zu schaffen. Zuvor war About You schon in sechs verschiedenen Ländern aktiv, darunter Deutschland, Belgien, Niederlande, Österreich, die Schweiz und Polen.

Der Markteintritt wurde von einer groß angelegten Marketingkampagne begleitet, die in Prag mit einem Event für rund 300 Influencer und Medienvertreter startete. About You nutzte Social Media, Out-of-Home-Werbung, TV- und Radiokampagnen, um innerhalb kürzester Zeit eine hohe Markenbekanntheit zu erzielen. Dieses starke Auftreten zahlte sich aus: Bereits im ersten Jahr nach dem Launch wurden in Tschechien über eine Million Bestellungen abgewickelt, wie das Branchenmagazin CzechCrunch berichtete.

Besonders lehrreich ist die klare Ausrichtung auf lokale Bedürfnisse: Tschechische Kunden erwarten transparente Preise, flexible Zahlungsarten und schnelle Lieferungen. About You implementierte von Anfang an beliebte lokale Zahlungsmethoden und optimierte die Logistik für kurze Lieferzeiten und unkomplizierte Rückgaben.

Was sich als besonders effizient herausstellte: About You optimierte den Kundenservice und die Einkaufsbedingungen. Dazu gehörten kostenloser Rückversand (30 Tage), populäre Zahlungsarten und transparente Preisgestaltung inklusive Versandkosten. Diese Elemente sind in Tschechien sehr wichtig, um Vertrauen aufzubauen.

Für deutsche Unternehmen, die über eine digitale Expansion nach Tschechien nachdenken, bietet About You mehrere wichtige Erkenntnisse: Ein schneller und aufmerksamkeitsstarker Markteintritt kann entscheidend sein, wenn er mit einer sorgfältigen Lokalisierung von Sprache, Währung und Serviceangebot kombiniert wird. About You hat erkannt, dass der Verkauf von Bekleidung im E-Commerce großes Potenzial hat, da der Verkauf von Bekleidung das größte Segment im tschechischen E-Commerce ist. Zudem zeigt der Erfolg, wie stark eine klare Marketingstrategie mit Influencer- und Social-Media-Fokus den Markenaufbau in einem neuen Land beschleunigen kann.

„Die größte Gefahr ist, ohne Marktanalyse zu starten. Man sollte genau wissen, warum man expandiert, welche Nachfrage besteht und wie die eigene Performance zum Markt passt. Ohne Nachfrage in dem Markt, da auch keine Möglichkeit wirklich nachhaltig Fuß zu fassen.“
Milan Fiala, going.international

Diese Case Study macht deutlich: digitale Expansion erfordert mehr als die reine Übersetzung einer Website – sie lebt von einer ganzheitlichen Anpassung an den Markt. About You hat vorgemacht, wie man durch konsequente Lokalisierung und einen starken ersten Auftritt in Tschechien innerhalb kürzester Zeit eine feste Marktposition aufbauen kann.

Fazit: Erfolgreich in den tschechischen E-Commerce starten

Tschechien bietet deutschen Unternehmen hervorragende Möglichkeiten für eine digitale Expansion – ob mit einem eigenen Online-Shop oder über Marktplätze wie Alza.cz. Der Markt ist dynamisch, digitalaffin und wächst kontinuierlich, gleichzeitig erwarten die Konsument:innen faire Preise, schnelle Lieferung und hohe Servicequalität.

Wie der Blick auf Erfolgsfaktoren gezeigt hat, reicht eine einfache Übersetzung nicht aus: Lokalisierung bedeutet, Sprache, Währung, Zahlungsmethoden und Kundenservice konsequent auf die tschechischen Bedürfnisse abzustimmen – und dennoch das starke Qualitätssiegel „Made in Germany“ als vertrauensbildendes Element sichtbar zu machen. Social Proof über Bewertungen und Gütesiegel ist unverzichtbar, um Vertrauen zu schaffen und sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten.

Die Case Study zu About You verdeutlicht, dass ein klarer, gut vorbereiteter Markteintritt binnen kurzer Zeit zu großem Erfolg führen kann. Ein starkes Launch-Marketing, die konsequente Anpassung des Sortiments und ein kundenorientiertes Servicekonzept machten aus dem deutschen Fashion-Anbieter binnen eines Jahres einen ernstzunehmenden Player im tschechischen Onlinehandel.

Auch unser Experten-Interview bestätigt: Wer nach Tschechien expandiert, sollte den Markt gründlich analysieren, sich auf preisbewusste und serviceorientierte Kunden einstellen und offen bleiben für flexibles Handeln. Die Expansion muss nicht vom ersten Tag an perfekt sein – wichtiger ist ein schneller Start mit anschließender Anpassung der Prozesse an die lokalen Gegebenheiten.

Kurz gesagt: Mit einer fundierten Marktanalyse, klarer Lokalisierungsstrategie und einer offenen, anpassungsfähigen Herangehensweise können deutsche Unternehmen in kurzer Zeit erfolgreich im tschechischen E-Commerce Fuß fassen. Tschechien ist damit nicht nur ein Nachbarland, sondern ein nahe liegender Wachstumsmotor für deutsche Online-Shops.

Die Expansion muss nicht von Anfang an perfekt sein. Gerade nach Osteuropa sollte man mit einer gewissen Portion Improvisation arbeiten. Prozesse und Strategien lassen sich nach und nach ausbauen – wichtig ist, offen zu bleiben und sich an die osteuropäische Geschäftskultur anzupassen, sich an Veränderungen anzupassen und dementsprechend zu handeln.“
Milan Fiala, going.international

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